Klima
Def.:
Die Synthese des Wetters über einen Zeitraum, der lange genug ist, um dessen
statistische Eigenschaften zu bestimmen.
(Hupfer/Kuttler)
Def.:
Die für einen Ort, eine Landschaft oder einen größeren Raum typische
Zusammenfassung der erdnahen und die Erdoberfläche beeinflussenden
atmosphärischen Zustände und Witterungsvorgänge während eines längeren
Zeitraums
(Blüthgen)
Klimafaktoren und -elemente
KLIMAFAKTOREN:
Prozesse und Zustände, die zur Entstehung, Aufrechterhaltung und Veränderung
des Klimas führen:
-
Sonnenstrahlung (solares Klima)
-
Land- und Meerverteilung (maritimes/kontinentales Klima)
-
Höhe über NN (Gebirgsklima)
-
Zusammensetzung der Erdatmosphäre (Spurengase, Aerosole etc.)
-
Atmosphärische Zirkulation (sekundärer Klimafaktor)
KLIMAELEMENTE:
Meteorologische und andere Größen, die einzeln sowie durch ihr Zusammenwirken
das Klima kennzeichnen.
-
Lufttemperatur
-
Niederschlag
-
Windgeschwindigkeit und -richtung
-
Strahlungs- und Wärmehaushalt
-
etc.
Das Klimasystem und seine Haupteigenschaften
Das Klimasystem der Erde umfasst alle für die Genese, Erhaltung und
Variabilität des Klimasystem wichtigen Geosysteme:
-
Atmosphäre,
-
Hydrosphäre,
-
Lithosphäre (NICHT Asthenosphäre, vgl. Def. Ante ),
-
Biosphäre,
-
Kryosphäre...
Die Komponenten stehen untereinander in Wechselwirkung oder Rückkoppelung
(positiv = Selbstverstärkung; negativ = Selbstregulierung), wobei die
unterschiedlichen Reaktionszeiten der Komponenten auf äußere Störungen das
nicht-lineare Verhalten des Gesamtsystems bewirken.
Das Klimasystem hat einen fast-intransitiven Charakter, weil das transitive,
stabile Warmklima seit dem Präkambrium durch diverse Eiszeitalter (intransitive
Phasen) unterbrochen wurde.
Atmosphäre
-
Strahlungsaktive Spurengase:
Absorption und Emission im langwelligen Spektralbereich (H2O, CO2, NOx, O3
[troposph.], CH4, FCKW) ->
Treibhauseffekt (natürl. & anthrop.).
-
Aerosole:
Klimawirkung (Erwärmung/Abkühlung) abh. vom Verhältnis
Absorption / Rückstreuung , Oberflächenalbedo und Größe des Aerosols
-
Wolken:
Wechselwirkung mit kurz- und langwelligen Strahlungsströmen,
-
Wasserkreislauf:
Wolkenbildung und -auflösung ->
Neuverteilung von fühlbarer und
latenter Wärme;
-
Strahlungsbilanz:
Albedo, Absorptionsgrad und Transmission der
Sonnenstrahlung, Rückstrahlung der Infrarotstrahlung von der Erdoberfläche abh.
vom Wassergehalt.
Ozean
Globaler Wärmespeicher:
begrenzt auf Warmwassersphäre (Grenze [OFl.]: 8-10° C, 50-60° Breite);
turbulenzbedingte effektive Wärmeübertragung ->
verzögerte Erwärmung und
Abkühlung ->
maritimes Klima
Globaler Wasseraustausch:
Ursprung in den
ozeanischen subtropischen Gebieten (Verdunstung)
Substanzaustausch:
wechselseitiger Übergang von Aerosol in Hydrosol. Ozean bedeutendste Senke
für Luftverunreinigungen; durch Verdunstung geht Meersalz in die Atmosphäre
über ->
zyklisches Salz
Gasaustausch:
CO2-Löslichkeit (Temperatur , Druck ), Bildung von (Hydrogen-) Carbonat,
CO2-Aufnahme durch Organismen, Remineralisierung in der Tiefe,
Dynamische Koppelung Atmosphäre/Ozean:
tangentiale Windschubspannung an der Meeresoberfläche (proportional zum
Quadrat der Windgeschwindigkeit); Auslösung der Ekmannschen Triftströmung ->
Neigung der Meeresoberfläche in der isobaren Flächen des Meeres ->
Gradientströmungen (quasi-geostrophisch)
Wärmetransport:
Maximum zw. Subtropen und mittl. Breiten, thermohaline Strömungskomponenten
("oceanic conveyor belt"); küstennahe Auftriebsprozesse ("upwelling"), kalte
Ostrandströmungen
Tropische Wirbelstürme:
Bildung in den Seegebieten mit max. OFl.temperatur außerhalb 5° N/S
(Coriolis-Kraft); Zugbahnen folgen den Gebieten mit relativer maximaler
Wassertemperatur. Wärmeentzug für die betroffenen Gebiete durch max.
Strömungswerte fühlbarer und latenter Wärme
Verdunstung:
Wärmeentzug aus den (sub-)tropischen Meeren unter Einfluss der Passatwinde.
Transport zur ITC ->
Aufstieg ->
Kondensation ->
Wärmefreisetzung und
-verteilung in der Atmosphäre bzw. Abstrahlung nach oben.
Landoberfläche und Biosphäre
Relief:
Hochgebirge als Strömungshindernisse. Bildung quasistationärer Tröge im Lee
->
effektiver meridionaler Impuls-, Wärme- und Wasserdampftransport. Mikro- und
mesoklimatische Bedeutsamkeit (Kaltluftseen etc.)
Böden:
Bodenbedeckung und -art beeinflusst die Albedo, die Oberflächenrauhigkeit den
Impulsaustausch (Dissipation der kinetischen Energie der Atmosphäre) Bei
unbewachsenen Böden erfolgt die Strahlungsabsorption unmittelbar an der
Oberfläche. Eingeschränkte Verfügbarkeit von Wasser, Bodenwärmefluss ineffektiv
->
fühlbarer Wärmestrom größer, latenter Wärmestrom kleiner als über Gewässern
Vegetation:
Wechselwirkung mit Klima. Wärmeisolierende Funktion ->
Bodenwärmestrom und
fühlbare Wärme werden verringert. Pflanzenverdunstung (Transpiration) kommt zur
Bodenverdunstung (Evaporation) hinzu ->
Evapotranspiration. Albedo und
Strahlungsbilanz hängen von der Farbe und Helligkeit der Pflanzen ab.
Biogeochemische Stoffkreisläufe:
Kohlenstoffkreislauf, O2-Freisetzung, NOx-Emission und -Bindung etc.
Kryosphäre
Eis und Schnee:
starke Reflexion der Sonnenstrahlung; Wärmesenke infolge der hohen
Schmelzwärme des Eises; Isolatorwirkung (Wärmeleitfähigkeit); herabgesetzte
aerodynamische Rauhigkeit.
Meereis:
Umsatz großer latenter Wärmemengen beim Gefrieren und Schmelzen; bei
Ozeanwasser liegt die Temperatur des Dichtemaximums unterhalb des Gefrierpunkts
(abh. v. Salzgehalt!) ->
Abkühlung führt zur thermischen Konvektion und damit
zur Bildung von Tiefenwasser. Durch Eisbildung und -schmelze hervorgerufene
Salzgehaltsschwankungen im Ozean bewirken Verstärkung bzw. Abschwächung der
thermohalinen Zirkulation. Der Austausch von Strahlungs- und Wärmeenergie zw.
Meer und Atmosphäre sowie die Durchmischung des oberflächennahen Wassers werden
durch Eis modifiziert bzw. unterbrochen.
Gebirgsgletscher:
geringe Bedeutung für globales Klima, aber empfindliche Klimaindikatoren
Eisschilde (Arktis/Antarktis):
größte Zeitkonstanten im Klimasystem. Hohe Albedo ->
gewaltige Wärmesenken. Meereisbildung (Eisberge etc.) ->
Schwankungen im Salzgehalt. Wasserbindung ->
Meeresspiegelschwankungen.
Telekonnexionen
Nordatlantik-Oszillation (NAO):
Druck- bzw. Geopotenzialdifferenz zw. Islandtief und Azorenhoch. Je stärker
die zonale Zirkulation (je stärker die Druckdifferenz zw. Azorenhoch und
Islandtief), desto milder die europäischen Winter (High-Index-Typ)
El Niño (EN):
ein eigenes Kapitel...
Southern Oscillation (SO):
Luftdruckdifferenz zw. Darwin (N-Australien) und Tahiti. Auf Standardabweichung gemittelter Southern Oscillation Index (SOI) zeigt in der zeitlichen Entwicklung signifikante Korrelationen mit EN-Ereignissen (niedriger SOI ->
EN-Ereignis). Daher Zusammenfassung von El Niño und Southern Oscillation zu
ENSO.
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